Villäch ä Liebesgschicht

Im Früehlig isches gsi, wo dr Martin het ufse gwartet. Imene chliine Kafi ir Autstadt z Bärn. Gseh heterse no nie, ömu no nie richtig. U glich heter z Gfüeu gha är sig chli verliebt. Lerä kenne hei si säch zuefäuig im Internet, es isch ä chaute u stockfyschtere Winterabe gsi. Ä klari Nacht aber äbe o fischter, so fischter wi si mängisch chöi si di verdammte Nächt, wede allei bisch u gopferdeli ds Gfüeu hesch sigsch Muettergottseu allei uf dere Wäut. Es isch Sunntig, zwöufte Dezämber gsi, überau hets nach Wiehnachte usgseh, gschmöckt u tönt. Am Tinu het di Wiehnachte no nie viu gseit, aber we überau di Stimmig isch, de nimmts di glich plötzlech ine, obde wosch oder nid. Dr Tinu isch würklech allei gsi, ömu we mes Frouetechnisch aluegt u grad i dere Wiehnachtszit füeusch di plötzlech verdammi einsam. Früecher isches angers gsi, am vierezwänzigste Wiehnachte bi de Eutere vor Fränzä u am füfezwänzigschte bi sine daheim - au Jahr glych, bis d Fränze nach acht Jahr het z gfüeu gha si bruch öppis nöis, öppis spannenders aus immer mit ihm. Si heignä scho gärn u so aber es sig haut nümm z glyche. Si, d Fränze, heig säch veränderet u är, dr Tinu, sig haut immer no dr glich - ä Tröimer, a Fantascht aber si bruch haut ä Ma wo mit beidne Bei im Läbe stöng u ke Tröimer. Drufabe isch si ab mit däm geniale super Chrigu. Drüähaub Jahr ischer auso alleini gsi u a däm Abe im Dezämber isch er nach es paarne Gläser Rote a si chlyn, viereggig Chuchitisch ghocket, het dr Laptop agla u sech bi sore Partnervermittlig registriert. Alter: 38gi; Geschlecht: Männlich; Hobbys: Schutte luege; Interessiert an: Froue dänk,- Foto uecheladä, nid grad z nöischte aber das sött ga, Benutzername: TinuBE; Passwort; Registrieren, fertig. U itze? Was heter itze wöue, är het ja gar nid gwüsst winer das iz söu aga. U de ischer haut eifach vor dere Chiste ghocket u het sech no es Glas Rote igschänkt. Dr Tinu het grad wöue abefahre u da gseht er das ihm ja öpper het gschribe. Karin80. Dr Puus isch ueche u d Häng si füecht worde woner di Nachricht het aklickt.

Hallo

Ich bin Karin, wie geht’s? Mir gefällt dein Foto.

Lg

Hallo Karin

Danke. Ich bin Martin. Es geht gut und dir?

Gruss

Ja, was heter wöue schribe, so totau us dr Üebig. So het das vier Monet bevor dr Tinu i däm Kafi isch ghocket agfange. Sit däm Dezämber-Abä isch no mängs Mail hin u här. Viu het di Zwöi verbunge - si hei viu gha zum drüber schrybe. Wo si im Früehlig villech beidi scho chli verliebt si gsi, hei si sech wöue träffe. U so het dr Tinu dert i däm chliine Kafi ir Autstadt gwartet. Villech ischsi cho u villech wartet er immer no.


Vom Leben als ADS-Kind

Er besuchte die Schule in einem kleinen Dorf. Einem Dorf mit fast doppelt so vielen Tieren wie Einwohnern. Diese Schule am Rande des Emmentals besuchte er während seiner gesamten Schulzeit. Begonnen hat seine Schülerkarriere ziemlich gut. Schon bald konnte er lesen und auch der Rest gelang ihm nicht schlecht. Er war ein aufgeweckter und interessierter Junge, der gerne viel erzählte. Seine Erzählungen handelten von Erlebtem und manchmal von seinen Phantasien. Doch dieser Junge, der also nicht ganz ruhig war und nicht den Normen der Lehrpersonen entsprochen hat, störte den Unterricht. Natürlich weiss man heute nicht, ob er den Unterricht wirklich so gestört hat und die Geschichten wirklich dermassen phantasievoll waren oder ob die Lehrerinnen einfach überfordert waren. Nun, es hiess also, der Junge habe oder sei ein Problem und man müsse schauen, dass ihm geholfen wird. Jetzt stell dir einmal vor, du bist eine Mutter oder ein Vater und eine Lehrerin erzählt dir mit deinem Kind stimme etwas nicht. Klar, du hast verschiedene Möglichkeiten. Du kannst es glauben oder du stellst dich gegen die Meinung der Lehrer. Natürlich kannst du auch versuchen die Aussagen zu ignorieren. Wobei Dagegenzuhalten und zu Ignorieren für Eltern eher schwierig ist. Sie wollen ja das Beste für ihr Kind und nicht, dass es negativ auffällt oder den Anschluss in der Klasse verliert. In so einer Situation unternehmen Eltern fast alles für ihr Kind und glauben dem Urteil der Lehrerinnen und suchen sich Hilfe. Da beginnt der verdammte Teufelskreis. Die Spirale, die sich in dieser Zeit zu drehen begann, möchte man keinem Kind zumuten: Erziehungsberatung, ADS (Fehl-)Diagnose, Jugendpsychologen- und psychiater, Kinderärzte, Ritalin. Ein Hin und Her über viele Jahre. So lange, dass du dich nicht mehr an alles erinnern kannst, aber irgendwann weisst, wie diese Psychotests funktionieren oder wie du mit diesen Leuten reden musst damit sie zufrieden sind. Die Eltern haben alles versucht, um dem Jungen zu helfen und die richtigen Leute zu finden, damit er eine gute Zukunft hat. Sie verbrachten zusammen viele Stunden in Zügen und Wartezimmern, bei Ärzten, Erziehungsberatern, Psychologen und Beraterinnen während die anderen Kinder draussen spielten oder ihre Hausaufgaben erledigten und deren Mütter sich um den Haushalt kümmerten oder sich mit Freundinnen trafen. Wenn man den Lehrerinnen glauben möchte, hat’s nicht viel geholfen. Aber klar verändert sich ein Kind mit diesen verfluchten Medikamenten, ewigen Gesprächen mit Erwachsenen, die Fragen stellen, Bilder zeigen und Geräte mit Knöpfen zum Drücken geben. Stell dir vor, die schreiben dir für jede Aussage, die du mit einer Krokodil-Handpuppe machst, irgendeine Beurteilung in ihre Akten. Logisch verändert sich deine Denkweise, du änderst deine Wortwahl und du hast das Gefühl, falsch zu sein. Du wirst immer mehr Fehler bei dir suchen und auch finden. Mit ungefähr 16 Jahren, als er selbst nicht mehr wirklich an sich glaubte und sich irgendwie mit dem Leben arranigiert hatte, meldete ihn seine Mutter bei einer weiteren Psychotante an. Zur Abwechslung war es aber diesmal deine Lerntherapeutin. Wenn sich diese als erste ein ganz eigenes Bild von dir macht und sagt, dass du gar kein ADS hast, ist das zuerst einmal ein befremdendes Gefühl. Du hast dein Leben mit dieser "Störung" verbracht hast und doch immer irgendwie tief in dir gewusst dass du nicht krank bist. Auch wenn diese neue Erkenntnis eine Erleichterung war, das bisherige Leben hat tiefe Spuren hinterlassen. Die folgenden Jugendjahre waren Scheisse und von vielen psychischen und körperlichen Einschränkungen geprägt. An eine lockere Jugend war nicht zu denken. Während Jahren arbeitete er sich zurück in ein "normales" Leben. Er lernte sich anders zu sehen, nicht mehr als einen kranken Jungen sondern als Mensch mit eigenen Stärken und Schwächen. Er traf in der darauffolgenden Zeit auf Menschen, die an ihn geglaubt haben, seine Stärken sahen und förderten, ihm die Zeit gelassen haben, die er brauchte und ihm immer wieder auf die Beine geholfen haben. Die Zeit war nötig, denn er hatte einiges nachzuholen und aufzuarbeiten. Heute, nachdem dieser kleine, aktive und phantasievolle Junge von früher eine Detailhandelslehre absolvierte, eine Weiterbildung zum Marketingfachmann abschloss und sich als Coach weitergebildet hat, begleitet er selber Menschen. Menschen, die vor den Herausforderungen des Lebens stehen, einen freundlicheren Umgang mit sich selbst suchen oder herausfinden wollen was ihre eigenen Ziele sind. Dank seiner Vergangenheit bringt er viel Verständnis, Offenheit und Ehrlichkeit in seine Arbeit. Er hat selber viele Jahre gelernt (und lernt immer noch), wie man sich entwickeln kann. Er kennt Möglichkeiten, Schwierigkeiten und die Freude, die man hat, wenn man seinen eigenen Weg findet und geht.

Ufem Perron drü steit är

Är steit ufem Perron drü u wartet ufe nächscht Zug, wohärä weiser no nid. Eifach wäg vo dere Marianne,wonim nach füfezwänzg Jahr het gseit si wöu no öpis angers, es sigere verleidet mit ihm. Üelu het no mit sire Frou wöue Rede, aber aui Versprächige u Argumänt hei nüt gnützt wüu ds angere, ds het si scho gha. Wisech het usegsteut, scho meh aus 5 Monet. Dr Jürg het es offnigs Ohr, dr Jürg wott nid geng nume umehocke, dr Jürg het scho öppis gseh vor Wäut. Am Üelu hets dr Nuggi usegjagt, är het am Beyeler, sim überfürsorgleche Chef aglüte u gseit är söu sech a nöie Gipser sueche, är heig gnue u chömm nümm. Dr Beyeler het vergäblech versuecht no mitem Üelu z rede, dä isch scho ufem Perron 3 gstange u het ufe Zug gwartet, u äue o chli uf sis nöie Läbe, ohni Marianne, u ohni Beyeler. Wo a Zug für uf Paris ifahrt stigt er i. Billie u Gepäck heter nid derbi gha u gseh hei si dr Üelu niemeh, d Marianne u der Beyeler Jürg.

i-Ching

Di jungi Muetter het ihrem knapp ei jährige Meitli z i-Phone härä gha, dass si cha druffe ume drücke. Scho i däm Momänt hani mi gfragt wo das no söu härä füehre, ha mi aber sofort zwunge positiv z dänke u z akzeptiere dass das zur Zuekunft ghört. Sit denn hani immer wider Ching gseh mit de Smartphones vo ihrne Eutere spile. Mä het mir o gseit, dases mittlerwyle sogar äxtra App’s für chlyni Ching gäb. I däm fau ghört das zur Zuekunft hani wider zu mir gseit, ha mir aber glich nid rächt möge gloube. Eis mau hani wider a Muetter gseh, si isch grad zu ihrer Wohnig us cho u mit ihrer Tochter i Lift igstige. Es isch a umständleche Istig gsi. Ir einte Hang het si ihri Täsche treit u mit dr angere het si müesse z i- Pad ha. Dert druffe isch a Trickfium gloffe, wo ihres chlyne Meitli unungerbroche het drufgluegt. Chum het sech d Muetter chli bewegt u di chlini grad nümm het druf gseh, het si afa zwänge.

Ob das Meitli het gmerkt, dass näbe ihrer Muetter no öpper angers isch im Lift gsi, weiss i nid.

Gaschtarbeiter

Es isch wieder Winter. D Skigebiet u d Hotäu i dene Wintersportorte hei Hochbetrieb.  Für di vile Turischte z versorge u z betröie überchöme mir ir Schwyz jedes Jahr hiuf vo unzählige Saisonarbeiter u -arbeiterinne. Es si Lüt us dr ganze Wäut wo hie chöme cho schaffe für e chli meh z verdiene aus daheime oder für überhoupt a Arbeit z ha, dass si ihri Familie chöi dürebringe. Si schaffe zum Bispiu im Engadin, im Wallis oder im Bärner Oberland. Di Manne u Froue us Dütschland, Pole, Tschechie, Südafrika, Spanie, Portugal für nume es paar Länder z nenne, choche, putze, wäsche, schufle Schnee oder bediene üs Iheimische u d Turischte. Es si Lüt, wo mängsich unger nidere Bedingige schaffe, wo weni verdiene u i chlyne Wohnige oder Zimmer läbe. Es si Mönsche, wo viu z hüfig wäge ihrer Anonymität, ihrer Angscht u ihrem fählende Wüsse usgnützt wärde. Mönsche, wos nid eifach hei, wo ds Läbe mänge Stei i Wäg leit u glich si sy immer fründlech und schänke üs es lächle.

Si mir doch chlii dankbarer u gniesse üsi Usflüg u Ferie chli mit offnigere Ouge u eme offnigere Härz.

Feriä

Masch di no bsinne, a di Ferie?

Fuerteventura, Hotäu irgendwo im nüt u achtenünzg Prozänt vode Gescht All inclusiv buechet. Mir si üs dert vorcho wi im Zoo. Jede vo dene All Inclusiv Buecher het sones blaus Bängeli um ds Handglänk gha, wi Ohrmargge bide Chüe. Zmorge vom sibni bis am haubi eufi, Zmittag vom haubi zwöufi bis am drü u Znacht vom sächsi bis am viertu vor zähni. Weisch no, wi si sy agstange vor dere zwöiflüglige Glastür zum Spyssau, wi si Körper a Körper uf dr Stäge zum Spissau hei müesse astah u wi angeri Lüt nümm usem Lift si cho, wüu so viu hei gwartet. U mir hei gmeint di warte, wüu si use uf di chlini Terasse wei. Dass sy eine vo dene wenige Tische verwütsche u dr Blick uf ds Meer u di letschte Sunnestrahle chöi gniesse.

När hei mir gmerkt, dass die so früech si gange wüu si sech so schnäu wi müglech ufds Büffe hei wöue stürze. I ma mi no bsinne. I gseh no di Chäuner vor mir, wi si elegant um Tische kurve, für voui u haubvoui Täuer abzruume, dass d Lüt ihri nöie, voue Täuer wider chöi absteue. Di abruumerei isch mir vorcho wines Ballett. I gseh di Lüt, mit ihrne voue Täuer, i gseh se no hüt, wi si sech, für ihres Wyglas bime Zapfhane ufzfüue, zwüsche dene elegant abruumende Chäuner düreschliiche.

U i frage mi, warum das die Lüt dert nid eifach weniger Ässe hei chönne use näh, we sis nid möge oder warum dass si nid zersch probiere, wesi nid wüsse ob si ds gärn hei.

Was muess dert amne Chäuner oder are Chäunerin düre Gring ga, wesi d Lüt gseh warte wi Tigere im Chefig und die bi Türöffnig i Saau inestürtze nume für sech uf ds Büffe z stürze, wo au Viertustung uf vouständigkeit überprüeft u faus es Gricht fasch läär isch, nachegfüut wird.

Weisch no, mir si üs vorcho wi im Zoo u si froh gsi, kes so blaus Bängeli am Handglänk z ha u wi mir immer hei gnue z Ässe übercho. I weises no, u i frage mi no hüt.